Das Glück, Lacustre Eigner zu sein
Bonheur – Glück, heisst der Lacustre von Siegfried Metzler. Ob Siegis Glück groß oder klein ist, das mögen die Leser beurteilen. Als Boot ist der Lacustre jedenfalls nicht groß. Mit 1,81 Metern Breite ist er so schmal, dass er zum Beispiel im Hafen in Langenargen Plätze ansteuern kann, als ob sie reserviert wären. Siegfried erinnert sich an eine Begegnung in Hafen Meichle Mohr In Kressbronn, wo eine Touristin vom Ufer aus die schöne Lacustre-Flotte, die dort anlässlich einer Regatta am Steg lag, bestaunte. Sie äußerte sich verblüfft gegenüber ihrem Gatten: “Da kommen ja sogar Menschen heraus!” – Gar nicht so wenige. Wenn´s sein muss, findet eine vierköpfige Familie auf dem schmalen, 9,50 Meter langen Boot Platz zum Über-Nacht-Bleiben. Zum Schlafen wohl eher nicht, oder? “Nein, das geht sogar gut.” Siegi muss es wissen.
Zum Segeln ist er durch Karl Troll auf dessen Traumboot Coco de Mer gekommen. 1996 kam bei Metzlers – Gattin Helga zog solidarisch mit – das Bodensee Schifferpatent dazu. Jetzt fehlten nur noch der Liegeplatz und ein Boot. Bezüglich Liegeplatz wandte sich Siegi an den damaligen BSC-Präsidenten Wolfgang Pschorr, der meinte: “Das wird schwer werden, fang schon einmal an die Todesanzeigen zu studieren.” – Tatsächlich war ein Professor der HTL in Bregenz verstorben, der mit seinen Schülern ein Boot gebaut hatte, das beim BSC lag und einen neuen Eigner suchte. Metzlers stiegen ein aber schon bald um, und zwar auf den Lacustre mit der Segelnummer 221. Es hätte auch ein 30er Scherenkreuzer werden können. Aber heute sind sie froh, die Entscheidung so getroffen zu haben, wie sie getroffen wurde. Denn der Lacustre lässt sich einhand leichter segeln als ein 30er.
Dabei ist Siegi Metzler gar nicht so oft alleine unterwegs. In Vorarlberg gibt es die Redewendung “man erbt nicht nur Böden”. Die Metzlers haben das Segeln weiter vererbt. Nicht nur das, auch das Amt des Schatzmeisters beim BSC, das der Steuer- und Wirtschaftsberater zehn Jahre lang inne hatte, um auch das zu vererben, nämlich an seine Tochter Vanessa. Ein Glück für den BSC. Vanessa und ihre drei Kinder Maximilian, Arthur und Alexia frönen ebenfalls dem Segelsport. Der älteste, Maximilian, besucht das Gymnasium Mehrerau mit dem Segel-Leistungszentrum, erzählt ein sichtlich stolzer Großvater.
Mindestens eine zusammenhänge Woche im Jahr führt die Metzlers mit möglichst einem Schlag von Bregenz nach Bodmann und dann über diverse Stationen zurück. Die Entbehrung von Komfort ist neben dem Design und der Schönheit des Lacustre ein weiteres Faszinosum. Kein Kühlschrank, keine Panty, nur Kübel mit Deckel, keine Stehhöhe. Exakt das sucht die sportliche Familie, der es nicht nur der See sondern ebenso der Berg angetan hat. Schitouren, Wandern, Mountainbiken, auch Tennis und heute vor allem Golf. “Oje”, denkt sich der Autor dieser Zeilen, der immer mehr Seglerinnen und Segler kennt, die unter der Doppelbelastung Golf und Segeln leiden. Dem widerspricht Siegfried Metzler nicht.
Die Zeit wird dem Teilzeit-Pensionisten, der immer noch mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Kanzlei anzutreffen ist, knapp, was ihm vor allem für die Lacustre-Freundschaften Leid tut. Er hat viele hilfsbereite Segelfreunde gefunden und durch den regen Austausch viel für sein eigenes Seglerhandwerk gelernt. Denn Segeln, Wind, Wasser, Wellen, Technik, Taktik, Strategie ist für ihn die komplexeste aller Sportarten. Regattasegeln, das er zwar auch praktiziert aber nicht so ambitioniert, wie zum Beispiel Tennis und Golf, für das es sogar eine eigene Trainingsstation zu Hause im Keller gibt.
Die Frage, ob er sich wieder für einen Lacustre entscheiden würde, beantwortet er mit einem wie aus der Pistole geschossenen “Ja”. Wie fasst er das Faszinosum “Lacustre” in einem Satz zusammen? Da zitiert er Ernst Zolliger, den Präsidenten der Bodensee-Lacustre Vereinigung, der ihm einmal bei einem gemeinsamen Zieleinlauf unter Spinnaker humorvoll zurief: “Das ist Leben für weiße Mann…!”