Josef Bitsche und Sagapo

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Autor: Ulrich Herburger

Bild: Lacustre Vereinigung / Herburger

100% Lacustre und Segel-Wettkampf-Sport

Stell Dir vor, jemand kauft ein Segelboot, ohne vorher auf demselben gesegelt zu sein. Du wirst behaupten, dass es das nicht gebe. – Gibt es doch. Josef Bitsche, einer von drei Lacustre-Eignern im BSC, hat seinen mit der Segelnummer OE 69 beim Bootsbauer und Freund Kulhay in Fußach gesehen und gekauft. Es war der Lacustre Eos von Fritz Huber aus dem BSC, den er 20 Jahre lang gesegelt hatte. Das war 1986. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Nein, nicht mit dem Segeln an sich, sondern mit dem Boot. Segelerfahrung hatte der aus Thüringen – das liegt nicht etwa an den Gestaden des Bodensees, sondern 50 Kilometer südlich im Walgau – stammende Techniker freilich schon gesammelt. Aber weniger am See (“Da hat es ja nie Wind”) als vielmehr am Meer. Aber mit der Zeit, als er hier heimisch wurde, und es Ihn beruflich zum Kranbauer Künz nach Hard verschlug, entdeckt er auch den Bodensee als ein Revier, auf dem es ganz schön rauh zugehen kann.

Bei der Schweizer Meisterschaft 1995 wurde sein Boot beim Kampf an der Lee Tonne gleich mehrfach gelöchert. “Ein Loch war so groß, dass ich durchkriechen konnte.” Der Lacustre wurde dann provisorisch repariert, und zwar mit handwerklicher Qualität, wie sie nur besten Schiffsbauern eigen ist. Das Provisorium hielt bis zum Winter dieses Jahres. Erst jetzt wurden echte Planken eingebaut. Das Boot segelt seit 1996 Markus Schobel und ist in Hard situiert. Im selben Jahr kaufte Josef Bitsche den Lacustre mit dem griechischen Namen „Sagapo“, übersetzt „Ich liebe Dich“, Segelnummer 212, den er bis heute segelt. Es gehörte früher Karl Wohlgenannt und wurde in der Martin Werft in Radolfzell gebaut.

Warum musste es unbedingt ein Lacustre werden? – Fritz Huber hatte ihm seinerzeit mitgegeben: “Du wirst unter den Lacustre Seglern eines Tages intensivere Freundschaften pflegen als selbst in deinem Club.” So kam es auch. Neben der Faszination des Bootes ist es die Gemeinschaft der Lacustre Klasse, die Josef als Alleinstellungsmerkmal nennt. Echtes Gentleman-Segeln. Das hat aber offensichtlich auch etwas Martialisches, das an römische Wagenrennen erinnert. “Auf dem Wasser, Visier herunter und dann Kampf wie in der Arena.” Und nach dem Kampf? “Da reicht man sich die Hand zum Gentleman-Part der Lacustre. Aber nicht nur Männer sind in dieser Klasse anzutreffen, von der Steuerfrau und Eignerin bis zu erfahrenen Mitsegelerinnen, ohne Frauen geht es bei den Lacustre nicht.

Dass alles fair zugeht, ist Josef Bitsche über die Lacustre-Klasse hinaus ein Lebens-Anliegen. 32 Jahre lang war er Vorstandsmitglied im BSC und fungiert ebenso lange als Wettfahrtleiter. Bis dato hat er rund 120 Regatten oder sogar mehr bei allen möglichen Wind- und Wetterbedingungen geleitet. Zusätzlich ist er etwa 200 selbst gefahren. In dieser Zeit hat er sicherlich weit mehr Adrenalin ausgeschüttet, als es das Herz eines Durchschnittsbürgers vertragen würde. Zum Fahrtensegeln sagt er “Spazierenfahren”, und ergänzt ohne Atempause: “Das ist mir zu langweilig.”

In seiner langen Funktionärszeit ortet er einen Trend zu manchmal lästigen Empfindlichkeiten, die ihn an Bubenspiele erinnern. Nicht nur die Boote der Profis und Semiprofis werden immer größer, technisch ausgefeilter und teurer, auch die der Amateure. Im selben Ausmaß steige die “Tüpfleschießerei”, was dem Spaß abhold sei. Da werden Unsummen ausgegeben für Segel, Technik, bezahlte Mannschaften und Skipper und dann diskutiert man darüber, wenn das Bier um 10 Cent, oder das Meldegeld um 5 EURO teurer wird. Deshalb ist das Ausgleichsklassen-Segeln seine Sache nicht. Da sitzt er lieber auf dem Startboot und agiert gemäß seinem Selbstverständnis als “ehrenamtlicher Dienstleister des Segelsports”. Beim Einheitsklassen Segeln hingegen, kämpft jeder mit den gleichen Voraussetzungen. “Wenn Du Dich umdrehst, siehst Du genau, wo Du liegst, was Du kannst” – und wer Du bist. Josef Bitsche ist jedenfalls 100% Identifikation mit Lacustre und dem Segel-Wettkampf-Sport. Dass er selten bis nie Spitzenplätze ersegelt hat, tut dieser Tatsache keinen Abbruch.

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