Wer kennt es nicht, das Träumen von der Kieler Woche: eine Woche segeln am Meer auf höchstem Niveau bei der größten Regattaveranstaltung Europas, eine Woche Entertainment an Land beim größten Volksfest Nordeuropas.
Um uns diesen Traum zu erfüllen machten wir, das sind Isabelle Drexel, Stefan Watamaniuk und Julius Drexel, uns am Sonntag den 23.6 auf die 11 stündige Reise zum Olympiazentrum Kiel Schilksee. Leider konnte unser viertes Crewmitglied Jacqueline Feurstein aus gesundheitlichen Gründen nicht mitfahren, als Ersatz konnten wir Karla Strobl gewinnen, welche am Montag in den Flieger stieg und wir in Hamburg abholten.
Nun aber wieder zurück nach Kiel: übernachtet wurde am Campingplatz direkt am Hafen, welcher nur für Segler für die Dauer dieser Woche aufgebaut wurde (Containerduschen und Container-WC). Nachdem also am Sonntag Zelt und VW-Bus aufgebaut waren erkundeten wir auch schon das Gelände – überwältigend diese Masse an Booten und Seglern zu sehen.
Der Montag startete entspannt mit Mast stellen und kranen sowie das Boot durchchecken. Am Nachmittag konnten wir kurz zu dritt aufs Wasser ehe wir am Abend Karla in Hamburg vom Flughafen abholten.
Dienstag nutzten wir zum Training, wobei wir bis auf das Regattarevier (Bahn Delta, neben dem Leuchtturm Kiel) hinaus segelten. Wenn Sie als Leser bereits das Vergnügen hatten in Kiel zu segeln, dann wissen Sie wie weit draußen das ist (eine Stunde reine Fahrzeit bis zur Regattabahn). Am Abend zog es uns in die Stadt und so feierten wir etwas bei Discomusik unter freiem Himmel.
Natürlich nicht die ganze Nacht, denn am Mittwoch stand wieder ein Training am Programm, und da passierte es: bei flachem Wasser in der Bucht und schönem Wind kamen wir ins gleiten. Plötzlich waren alle wie elektrisiert als das Boot beschleunigte und das Wasser nur so rausgepresst wurde… vom Grinsen hatten wir am Abend Muskelkater 🙂 der Nachmittag war dann zur Erholung und zum Baden.
Denn am Donnerstag wurde es ernst: die Regatta für uns J70 Segler startete. Bei etwa 20-25kn Wind und 1,5-2m Welle wurden wir ordentlich durchgewaschen und mussten uns erstmals auf diese ganz anderen Bedingungen einstellen. Volle Gleitfahrt auf der Vorwind und ordentliche Prügelfahrt auf der Kreuz verlangten uns einiges ab – so kam es, das wir in der dritten Wettfahrt des Tages (wurde später wegen eines Protests gegen die Wettfahrtleitung als ungültig erklärt) unkonzentriert waren und an der Leeboje über den Gennaker fuhren (ja, auch wir fragen uns wie wir das geschafft haben). Mit viel Fingerspitzengefühl schafften wir es die Beerli zu befreien und beendeten diesen Tag.
Die beiden folgenden Tage (Freitag und Samstag) kann man schön zusammenfassen: wenig Wind und schönes Wetter. Leider war unsere Performance nicht ganz zufriedenstellend. Gerade beim Start hatten wir immer wieder Timing Probleme. Auch setzte uns die Sonne ordentlich zu, so kam das eine oder andere Kopfweh am Abend.
Der Sonntag sollte unser Wendepunkt werden: voller Motivation auf ein gutes Endergebnis starteten wir in diesen Tag. Die ersten beiden Wettfahrten konnten wir solide segeln bei schönem Wind mit etwa 15kn. Vor der letzten Wettfahrt allerdings frischte der Wind ordentlich auf (laut Wetteraufzeichnung 28kn in den Böen bis zu 35kn, wir nahmen das zum Glück nicht so wahr), was etwa 10 Boote dazu brachte sich auf den Weg in den Hafen zu machen. Aber nicht wir. Wieder voll mit Energie (die Kopfschmerzen waren plötzlich bei allen weg) konnten wir uns beim Start gut positionieren (Stefan meinte Hauptsache Platz) und prügelten uns anschließend auf die Kreuz (das Großsegel hätten wir eigentlich nicht mehr gebraucht, die Fock hatte im vorderen Drittel einen Gegenbauch – und wir waren immer noch ziemlich überpowert). So konnten wir als sechstes Schiff die Luvboje runden und naja… jetzt kommt eine Mischung aus jugendlicher Naivität, Dummheit und gekonnter Selbstüberschätzung: wir haben den Gennaker hinaufgezogen. Lieber Leser, liebes Clubmitglied, falls sie jetzt den Kopf schütteln, auch wir haben uns im Nachhinein gefragt was uns da geritten hat. Die ebenfalls auf unserem Kurs segelnden J80 und J24 verzichteten auf den Gennaker, bzw. Spinnacker). Es kam also wie es wohl kommen musste – das Heck wurde von einer Welle angehoben, der Gennaker füllte sich mit Wind, alle wurden nach hinten geschleudert und der Bug ging unter Wasser. So fanden wir uns in einem Sonnenschuss wieder (böse Zungen behaupten der Kiel habe aus dem Wasser geschaut und der Mast sei im Wasser gewesen, ich halte das für übertrieben). Auch die vier Boote hinter uns machten uns dieses Missgeschick nach. Leider brauchten wir am längsten das Schiff wieder unter Kontrolle zu bringen, segelten die Wettfahrt aber zu Ende und siehe da: unser bestes Ergebnis der Kieler Woche!
Es war für uns alle ein Traum bei dieser Großveranstaltung mitsegeln zu können – danke an den gesamten BSC für die Unterstützung die dasm möglich macht. Wir haben viel erlebt, noch mehr gelernt und viel Erfahrung gesammelt (und natürlich ziehen wir das nächste Mal den Gennaker nicht mehr… oder doch?).
Liebe Grüße
Euer BSC Sailing Team der Beerli